Der Samstag war ein wilder Ritt; es passierte viel – im guten Sinn.
Geschlafen habe ich allerdings schlecht; das geht mir seit ein paar Nächten so. Ich achte so sehr auf mein Herz, dass mein Körper gar nicht dazu kommt, seine Wachsamkeit herunterzufahren. Deswegen schlafe ich nicht ein, was mich am Folgetag müder sein lässt – ein Teufelskreis.
Am Morgen überwiegt die Freude auf die Füller und das Schreiben allerdings deutlich. Ich sehe mir Videos auf Füller-YouTube an und lerne, dass die Geräte regelmäßig gereinigt werden sollen. Ein paar Minuten später finde ich ein Reinigungsset auf Amazon und bestelle es.
Ich möchte einen schönen, dedizierten Platz zum Schreiben in der Wohnung haben, der nicht an meinem üblichen Platz im Arbeitszimmer ist und auf dem ich nicht gegen eine Wand oder einen Bildschirm schaue. Ich beschließe, den als Ablage-/Esstisch genutzten Mini-Ikea-Schreibtisch im Wohnzimmer zu nutzen.
Lesend im Sessel beschließe ich, einen kurzen Moment die Augen zu schließen. Es klingelt, ein hastig die Treppen hinauf eilender Bote überreicht mir, der ihm entgegeneilt, Pakete, in denen sich die ersehnte Notizbuchhülle, ein Datumsstempel – ja, richtig gelesen – und ein Tintenfass befinden.
Eine Kollegin schreibt mir, dass sie ebenfalls im Team Füller ist. Ich freue mich und schreibe ihr zurück. Ob meiner Müdig- und Kraftlosigkeit beschließe ich, den Kraftsport auf den Sonntag zu verschieben, was dem Rhythmus der kommenden Woche sehr entgegenkommt – Stichwort Betriebsausflug.
Ich sehe ein Video, in dem von Zibaldone die Rede ist – wie bitte? ChatGPT liefert mir hierzu folgende Erklärung:
Ein Zibaldone-Notizbuch ist im Kern ein sehr persönliches, oft unsystematisches Sammelbuch. Der Begriff kommt aus dem Italienischen („zibaldone“ = Mischmasch, Sammelsurium).
Das berühmteste Beispiel ist Giacomo Leopardis Zibaldone di pensieri (geschrieben 1817–1832), ein riesiges Konvolut von Notizen, Reflexionen und Zitaten, das keinen linearen Aufbau hat, aber als geistige Werkstatt dient.
Kurz gesagt: Der Sinn eines Zibaldone ist es, ein frei wachsendes Denkarchiv zu schaffen – einen Ort, an dem man seine Gedanken nicht ordnen muss, sondern darf.
Zack, begeistert! Ich halte die Idee, das Wesentliche an einem Ort zu sammeln, für mich geeignet und beschließe, ein Zibaldone-Notizbuch zu führen. Einziges Problem: Ich habe kein Notizbuch, das ich verwenden möchte; der Entschluss fällt: Ich muss in die Stadt fahren, um mir ein neues zu kaufen.
Nachdem ich die Gesellschaft angetrunkener und lauter Fußballfans in der Tram hinter mich gebracht habe, fühle ich mich im Geschäft „idee.“ wie im Paradies. Ich entscheide mich, wie sonst auch, für ein Leuchtturm 1917 mit gepunktetem Papier. Da ich ungeduldig bin, kaufe ich mir noch schwarze Tintenpatronen – das Tintenfass ist erst auf dem Weg zu mir.
Ich stelle fest, dass die Umschläge aus dem Briefkasten einen der bestellten Füllfederhalter beinhalten und befülle ihn mit blauer Tinte aus dem Fass, was nicht kompliziert ist, das Erlebnis des Schreibens mit Tinte und Feder aber noch einmal etwas besonderer werden lässt.
Rückblickend betrachtet war die Entscheidung, heute ohne eine Kamera in die Stadt zu fahren, befreiend. Ich erschrecke kurz, gestatte mir selbst dann aber schnell, nicht durchgängig zu fotografieren – schließlich soll es eines meiner liebsten Hobbys bleiben und nicht zur Last werden.
Am Abend geht dann alles rasant: Ich beschließe, das Analoge in meinem Leben auszubauen. Details dazu werde ich später mit dir teilen. Lange Rede, kurzer Sinn – ich kaufte zwei alte Schreibmaschinen: eine Triumph Tippa S und eine Privileg 330 Schreibschrift.
Der Tag endete mit dem neu eingeführten Ritual der Evening Pages, das ich von den Morning Pages aus dem Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron, das ich mir heute gekauft habe, ableitete. So angenehm, wie mein Tagesende dadurch wurde, ist das etwas, das ich beibehalten werde.
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